
Nachdem ich, über mehrere Semester, immer wieder versucht habe mich in Germanistik in ein höheres Fachsemester zu bewerben, wurde eines schönen Tages, zum X-Mal meine Bewerbung abgelehnt. „Leider können wir Ihnen im gewünschten Fachsemester keinen Platz geben, da alle Plätze besetzt sind.“
So weit, so schlecht.
Im vierten Semester sollte man aber langsam an dem Punkt ankommen, auch offiziell in dem Fach eingeschrieben zu sein, in dem man seit vier Semestern Leistungen erbringt. Irgendwann wird man dezent nervös!
Ich muss dazu sagen: ich hatte NIE Probleme in einem Seminar einen Platz zu bekommen. Nicht mal in teilnehmerbeschränkten Seminaren, war das jemals ein Problem. Es ist eben das übliche Prozedere zu Semesterbeginn. Erst mal hingehen. Einige gehen schon in der ersten Sitzung, wenn sie erfahren was für eine Studienleistung erbracht werden muss. In spätestens der dritten Woche, stand ich immer offiziell in den Teilnehmerlisten. Also wo war denn bitte kein Platz für mich?
Immer wieder hörte man munkeln, dass die Option besteht, sich einzuklagen. Jeder weiß, dass das geht, aber niemand hat es jemals getan. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass in einem solchen Fall ein Anwalt für Verwaltungsrecht hilft, suchte ich mir einen.
Direkt im ersten Gespräch, sagt dieser mir, dass die Unis eine gewisse Anzahl an Plätzen freihalten für Studis, die sich einklagen. Man klagt quasi auf einen freien Platz, der den Klagen vorbehalten ist. Das sind ca. 15 – 20% der zu vergebenden Plätze. Ich rechnete nach. Niemand den ich bislang kennengelernt hatte, musste sich einklagen, also muss einer dieser Plätze ja noch für mich übrig sein.
Auch wenn man diesen Entschluss fast diesen Schritt zu gehen. Ein fader Beigeschmack bleibt. Wer verklagt schon gerne seine Uni? Und, zugegeben, peinlich ist es ja auch. Natürlich bin ich keine Überflieger Studentin, aber einklagen?!
Man redet eigentlich nicht drüber. Einem oder zwei Kommilitonen, die einem nahe stehen, erzählt man es doch. Einige Wochen wartet man gespannt. Gefühlt kommt pro Schreiben, das der Anwalt rausschickt, eine Rechnung, die einem leicht übel werden lässt. Aber es kommt der erlösende Anruf: „Sie dürfen sich freuen!“. Erhebendes Gefühl endlich offiziell eingeschrieben zu sein. Die Freude wurde leicht gedämpft durch einen Kommilitonen, der mich quasi im voll besetzten Hörsaal geoutet hat: „Na, bist du drin? Endlich eingeklagt?“. Neugierige Blicke. Unglauben. Vielleicht auch Mitleid. Weiter mochte ich diese Blicke nicht deuten.
Positiv ist, dass meine Uni es nicht zum offiziellen Gerichtstermin hat kommen lassen. Dennoch, ich bin nicht über meine Leistungen an meinen Studienplatz gekommen.
Soll ich mich jetzt in eine Ecke stellen und mich schämen? Ich studiere auf Lehramt und ich werde keine schlechte Lehrerin werden, soviel ist mir bewusst. Haftet der Makel trotzdem? Hat mein NC wirklich so viel Aussagekraft über meine Fähigkeiten in meinem späteren Beruf?
Nein.
Ja, ich habe mich eingeklagt. Mittlerweile habe ich auch kein Problem mehr offen darüber zu sprechen. Ich will Lehrerin werden, ich habe das Potenzial und ich werde gut in meinem Beruf sein! Später interessiert sich niemand mehr dafür, wie ich an meinen Studienplatz gekommen bin. Ich weiß es und es war der einzige Weg den ich gehen konnte um mein Ziel zu erreichen. Was andere darüber denken und sagen; mir doch egal!
Außerdem, wenn niemand klagt, bleiben die 15-20% der freigehaltenen Plätze, nämlich genau das. Frei!
Der Beitrag Peinliche Blicke – Na und, ich habe mich ins Studium geklagt erschien zuerst auf Studiblog.